PC Spezialist über Fehler der Branche / Positive Jahresbilanz
Die Bielefelder PC Spezialist Franchise AG ändert ihre Strategie: Die geplante massive Expansion zu einem Handels-Verbund mit bis zu 10.000 Partnergeschäften in ganz Europa soll durch organisches Wachstum aus eigener Kraft geschafft werden – nicht durch Übernahmen. Vorstandschef Frank Roebers glaubt, dass so die typischen Fehler vermieden werden können, die den Neuen Markt in seine Krise gestürzt haben.
Roebers: „Da haben manche Firmen am Neuen Markt aufgekauft wie die Verrückten. “ Wahllose Zukäufe, unkontrolliert und völlig überteuert – die Liste der Unternehmen, die sich durch ihre Akquisitionspolitik selbst ins Abseits manövriert haben, enthält nach Roebers Einschätzung prominente Namen.
Nicht nur positiv waren offenbar auch die eigenen Erfahrungen in Sachen Firmenkauf: Die übernahme der österreichischen Franchisekette „Computerhaus“ sei zwar letztlich erfolgreich gewesen, aber mit hohem Aufwand verbunden, so Roebers.
Die PC Spezialist AG stellt morgen in Frankfurt ihre Bilanz für das Jahr 2000 vor. Das Unternehmen, dessen Kerngeschäft die Vergabe von Franchise- Lizenzen für die Gestaltung von Computer-Einzelhandelsgeschäften (Marke: PC Spezialist) sowie die Organisation eines Einkaufs und Werbeverbundes (Marke: Microtrend) ist, hat die Prognosen für das Jahr 2000 kräftig übertroffen. So sei der Konzernumsatz um 152 Prozent auf 18,69 Millionen Euro gestiegen – und liege damit 17 Prozent über Plan. Der Überschuss sei um 76 Prozent auf2,18 Millionen Euro gestiegen und habe die Prognosen um acht Prozent übertroffen.
Besser als erwartet auch die Steigerung der Microtrend-Sparte, die die Zahl ihrer Einkaufspartner auf 574 schraubte. Am „unteren Rand der Erwartungen“ sei allerdings die Entwicklung der PC-Spezialist-Filialen geblieben: Ihre Zahl wuchs von 98 (Ende 1999) auf 142.
Während weite Teile der IT-Branche mit einer gestiegenen Skepsis in die Zukunft blicken, hält Frank Roberes die Wachstumsaussichten weiterhin für optimal. Der Konzernumsatz soll im laufenden Jahr erneut mehr als verdoppelt werden. Bis Ende 2002 wollen die Bielefelder knapp 250 Franchisenehmer und mehr als 1.200 Microtrend-Partner haben. Verglichen mit USA, Schweden oder den Niederlanden gebe es in Deutschland weiterhin einen großen Nachholbedarf im PC- Bereich und daher ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial.
Die Expansion soll nicht auf Deutschland und Österreich beschränkt bleiben: Noch in diesem Jahr wollen die Bielefelder den Fuß in ein weiteres Nachbarland setzen. „Um die geplanten großen Sprünge auch verkraften zu können, hat PC Spezialist hinter den Kulissen einige Veränderungen eingeleitet. „Wir brauchen eine veränderte Struktur“, sagt Roebers und meint damit ein verändertes Management.
Neu in den Vorstand gerückt ist Andreas Wenniger: Er kümmert sich gemeinsam mit Roebers um das operative Geschäft. Der dritte Mann im Vorstand ist Thomas Kruse, der als Gründer auch das größte Aktienpaket hält – im vergangenen Sommer waren das noch rund 50 Prozent.
Ausgeschieden war zuvor („aus privaten und gesundheitlichen Gründen“) Andre Flottmann, der sich vor allem um den Vertrieb und um Akquisitionen gekümmert hatte. Was aus Flottmanns 18-prozentigem Anteil wird, konnte Roebers gestern noch nicht sagen. Er deutete allerdings an, dass PC Spezialist den Streubesitz tendenziell erhöhen wolle: „Wir werden uns stärker in Richtung Publikumsgesellschaft entwickeln.“